07.02.2021

Was macht die Programmzeitung zu Zeiten von COVID-19

Programm? Welches Programm? Wie füllt man eine Kulturzeitung in Zeiten einer Pandemie? Die Kultur bekam die Einschränkungen des öffentlichen Lebens in der Corona-Krise immer zuerst zu spüren. Infektionsgeschehen eindämmen, Veranstaltungen verkleinern und bald mal ganz einstellen. Konzert gestrichen, Kino geschlossen. «Seit meinem Antritt im März hatte ich gerade mal zwei Monate, die irgendwie normal waren», sagt Sabine Knosala.

Die 45-Jährige hat die Redaktionsleitung der Programmzeitung unmittelbar vor dem ersten Lockdown übernommen. Die 1987 gegründete Zeitung, die elfmal im Jahr gut 4000 kulturaffine Haushalte erreicht, ist eine Institution des Basler Kulturlebens und inzwischen das einzige publizistische Erzeugnis in der Region, in der das Basler Kulturschaffen in all seinen Facetten noch abgebildet wird. Die Kulturredaktionen der regionalen Tagespresse sind längst dem Strukturwandel zum Opfer gefallen, der die Medienbranche von einem ins nächste Sparprogramm treibt.

«Wir sind ein Sprachrohr für Veranstalter und die Kulturszene im Allgemeinen und wollen Kulturinteressierte informieren», erklärt Knosala die Mission der Programmzeitung. Sie finanziert sich über Inserate, bezahlte Beiträge von Kulturveranstaltern und die Erträge aus Abonnementen und dem Kioskverkauf. Es braucht wenig Fantasie, um zu begreifen, dass Corona rasch zur existenziellen Bedrohung für die Programmzeitung wurde.

«Wir sind ein Sprachrohr für Veranstalter und die Kulturszene im Allgemeinen und wollen Kulturinteressierte informieren»

Kurzarbeit war rasch angemeldet, ein Gesuch für Ausfallentschädigung wurde aber im Frühsommer ohne Rekursmöglichkeit abgelehnt. Ein Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Der SRF Medientalk beleuchtete im Herbst die Situation der Schweizer Kulturmagazine und stellte fest, dass nicht alle Kantone gleich knausrig sind.

Auch der Bund hatte mitgehört und hat dieser Ungleichbehandlung jetzt einen Riegel geschoben. Zu Recht. Kulturzeitungen sind Nischen-Erzeugnisse, die eben nicht losgelöst von der Kulturszene, über die sie berichten, existieren können. Sie sind daher nicht einfach ein beliebiges Medienprodukt, sondern eben selbst auch Kulturvermittler. «Jetzt wurde unser Gesuch doch noch angeschaut und wir erhalten Ausfallentschädigung rückwirkend und für die zweite Welle.» Sabine Knosala ist die Erleichterung anzuhören.

Endlich kann sie sich aufs Wesentliche, den Inhalt konzentrieren. Den musste die erfahrene Journalistin auch ziemlich rasch neu erfinden. «Möglichst viel Aktuelles zur Kultur, aber nicht anlassbezogen», heisst das Rezept zur publizistischen Pandemiebewältigung. Ja, es gibt auch noch CDs und Bücher zu besprechen. Aber Kulturjournalismus müsse in solchen Zeiten über den Tellerrand hinaus denken. Mehr Interview, mehr Introspektive. Das Programm blüht dann im Frühling wieder auf.

Die nächste Programmzeitung erscheint am 25. Februar. Sie ist im Abo für 88 Franken pro Jahr erhältlich.

Ein Text von Lukas Hausendorf



Noch mehr Information zur Programmzeitung: SRF Medientalk: Die Krise der Kulturmagazine