25.06.2020

Theater für Risikopatienten

Das Basler Kabarett-Duo und Ehepaar Salomé Jantz und David Bröckelmann über ihre Motivation, ein Theater unplugged für Risikopatienten auf die Beine zu stellen.

„Vier Stunden vor der Premiere kam das Telefonat: alles abgesagt. Das war ein Schock. Wir hatten eineinhalb Jahre auf das Programm „Bröckelmann und Bröckelfrau, 19:57 Gleis 12“ hingearbeitet, viel Energie und Geld investiert. Auch historische Stadtrundgänge und einige Galas wären geplant gewesen, unsere Auftragsbücher waren noch nie so gefüllt. Insgesamt wurden rund 120 Vorstellungen durch die Coronakrise gecancelt. Doch wir mussten uns eingestehen: Es geht jetzt nicht.

Also sind wir viel spazieren gegangen, haben heruntergefahren und nachgedacht: Wie können wir die Zeit sinnvoll nutzen? Wir wollten unseren Beruf nicht ganz ruhen lassen. In dieser Zeit hat uns eine Bekannte gefragt, ob wir etwas zu ihrem 77. Geburtstag aufführen würden - draussen und aus sicherer Distanz. Das brachte uns auf die Idee, ein Theater unplugged für Risikopatienten ins Leben zu rufen.

"Wie das Theater der Zukunft aussehen wird, ist für uns noch völlig offen."

Unser erster Auftritt war in einer Alterssiedlung in Horgen, in einem grossen Aufenthaltsraum. Dort haben wir etwas aus unserem alten Repertoire aufgeführt für ein Ehepaar, die beide 90 Jahre alt wurden und gleichzeitig ihren 68. Hochzeitstag feierten. Das hat ihnen so viel Freude gemacht und auch für uns war es sehr befriedigend, in dieser Zeit etwas geben zu können. Für die alten Menschen war die Zeit des Lockdowns sehr schwierig, ihre Einsamkeit wurde durch die Isolation verstärkt. Die wenigen sozialen Kontakte, die sie davor noch beim Einkaufen oder in der Cafeteria pflegten, waren auf einmal verboten. Diese Einsamkeit von Seniorinnen und Senioren ist jedoch über die Coronakrise hinaus ein Thema und deswegen hoffen wir, dass das Theater unplugged auch in Zukunft noch Bestand haben wird.

Bald haben wir noch einen Auftritt in einem Alters- und Pflegeheim. So langsam geht es jedoch mit unserem Programm wieder los. Im Sommer fangen die Rundgänge an, am 16. September holen wir unsere Premiere im Theater Fauteuil nach - wenn alles gut geht. Zwar hört man jetzt überall, die Krise sei vorbei. Aber wir glauben das noch nicht so ganz. Wie das Theater in Zukunft aussehen wird, ist für uns derzeit noch völlig offen.“