25.06.2020

Auftritt für die Nachbarschaft

Jasmin Albash, Jazz- und Popmusikerin aus Basel, über Kreativität in Krisenzeiten und warum Hinterhof-Konzerte einen ganz besonderen Reiz auf sie ausüben.

„Das Schlimmste war, dass man nicht wusste, wie lange das alles dauert. Jetzt wäre ich eigentlich in Südkorea mit meiner Band Kallemi am Peace Train Festival, auch fürs Glastonbury Festival in England wären wir gebucht gewesen und für ein Konzert in Frankreich. Als dann der Lockdown kam, ist nicht nur das weggefallen, sondern noch alle anderen Engagements, wie etwa das als Gesangslehrerin. Zwar habe ich die Ruhe und die leeren Strassen genossen, auch die Natur hat mich sehr fasziniert in dieser Zeit. Aber als ich dann für das erste Hinterhofkonzert angefragt wurde und dafür zu üben begann, merkte ich, wie sehr ich das vermisst hatte.

Ich habe zweimal in einem Hinterhof gespielt und es war ein rundum positives Erlebnis. Es ist eine andere Energie und Aufmerksamkeit, die einem entgegenkommt. Ich ging quasi mit meinem Sound zu den Leuten, nicht sie kamen zu mir. So konnte ich ein neues Publikum erreichen, Menschen verschiedener Generationen, die sonst vielleicht keinen Zugang zu meiner Musik hätten.

"Die physische Anwesenheit des Publikums ist für mich unersetzbar."

Einmal gab ich ein Streaming-Konzert über die Online Plattform SIMS ONLINE, was eine interessante Erfahrung war. Aber da fehlt das Feedback komplett. Die physische Anwesenheit des Publikums ist für mich persönlich unersetzbar. Bei den Hinterhof-Konzerten spürte ich die Verbindung zwischen mir und den Zuhörer*innen und das war wohl für beide Seiten sehr schön. Geholfen hat sicher auch, dass wir in dieser Zeit alle im gleichen Boot sassen, das schuf eine Verbundenheit. Diese Art von Konzerten würde ich auch gerne in Zukunft weiterhin anbieten.

Kreativität folgt einer inneren Uhr
Womit ich allerdings Mühe hatte war, dass viele meinten, „du bist doch Künstlerin, jetzt hast du ja Zeit für Kreativität“. Dabei geschieht das nicht auf Knopfdruck. Wenn ich als Künstlerin etwas zu sagen habe dann nicht, weil die ganze Welt gerade eine Krise durchmacht. Die Kreativität folgt zumindest bei mir einer inneren Uhr und entsteht meistens nicht aus der Aktualität, sondern ist Teil eines Prozesses. Kreativität fliesst dann, wenn ich was zu sagen habe, wie zum Beispiel mit meinem neuen Soloalbum Gold, auf dem ich mich mit meinen palästinensischen Wurzeln auseinandersetze. Die Plattentaufe dazu ist im Oktober in der Kaserne. Noch kann ich mir nicht vorstellen, wie die Konzertatmosphäre dann aussehen wird. Sicher wird es speziell, aber speziell gefällt mir meistens eigentlich ganz gut.“

Plattentaufe Rossstall II Kaserne: 24.10.2020