01.12.2019

Teppiche hand-made in Switzerland

Isabel Bürgins Atelier ist eine grosse Halle mitten in Kleinbasel. Zwischen zwei Webstühlen sind Teppichmodelle aufgerollt oder ausgebreitet zur Schau gestellt. Farbig oder uni, flach oder dick, aus Ziegen- oder Schafwolle. Alles handgewoben. Bürgin ist seit 33 Jahren freischaffende Weberin und Textildesignerin. Für ihre Arbeit hat sie diverse Preise gewonnen, zuletzt 2018 den Prix Jumelles der Fondation Jumelles und des Kurszentrums Ballenberg, der herausragendes Schweizer Handwerk auszeichnet. „Ich wusste bereits nach dem Abschluss an der Textilfachklasse in Basel: Von diesem Beruf will ich einmal leben können“, sagt Isabel. Mit 25 Jahren machte sie sich selbständig. „Ich bin wahrscheinlich eine der einzigen Handweberinnen in der Schweiz, die von ihrem Beruf lebt.“

Fokus auf heimischer Schafwolle
Obwohl bereits Jahrzehnte im Geschäft, sei das Überleben nicht selbstverständlich. „Handwerk ist zwar wieder in Mode, aber nicht alle Leute sind bereit, das entsprechende Geld dafür in die Hand zu nehmen.“ Die Quadratmeterpreise für einen Teppich liegen zwischen 1100 und 2000 Franken. Handwerk hat eben seinen Preis. Mit einer Ausnahme werden alle Garne für die Teppichherstellung in der Schweiz gesponnen und gefärbt. Die Bestellung wird, wenn immer möglich individuellen Wünschen angepasst, was jedes Stück zu einem Unikat macht.

In der Schweiz werden rund 150 Tonnen Rohwolle pro Jahr verbrannt

Für ihre Modelle arbeitet Isabel seit 2013 vermehrt mit Schweizer Schafwolle. „Ich habe erfahren, dass in der Schweiz rund 150 Tonnen Rohwolle pro Jahr verbrannt werden“, sagt sie. Schweizer Rohwolle ist heute fast nichts mehr Wert, der Import aus Neuseeland viel billiger. Deshalb wird sie vorwiegend als Dämm- oder Füllmaterial verarbeitet. Isabel will dieser Entwicklung etwas entgegenhalten, indem sie den hochwertigen lokalen Rohstoff zu einem attraktiven Gebrauchsgut verarbeitet. Neben Teppichen, ihrem Kerngeschäft, fertigt Isabel auch Wolldecken und Schals aus Peruanischer und Schweizer Alpakawolle. „Die schmeichelt am Hals.“

Teppiche bald am Zürcher Flughafen
Derzeit an einem der Webstühle aufgespannt ist Isabel Bürgins neuestes Modell „duo“ aus 100% Schweizer Schafwolle auf einer Reinleinenkette. Es ist der zweite von sechs Teppichen, die sie im Auftrag der Swiss anfertigt. Die Fluggesellschaft will damit ihre Swiss Alpine Lounge am Flughafen Zürich Kloten ausstatten. Die reine Webarbeit für diesen 1,60 m breiten und 2 m langen Teppich schätzt Bürgin auf 25 Stunden, hinzu kommen rund 10 Stunden vor- und bis zu 20 Stunden Nachbereitung. Der Auftraggeber wollte die sechs Teppiche innerhalb eines Monats geliefert haben. „Ich musste lachen am Telefon“, erzählt Isabel, und habe geantwortet: „Wir sprechen hier von Handarbeit.“ Es ist auch das, was sie mit ihrem Beruf möchte: Die Menschen wieder für den Wert des Handwerks sensibilisieren. Mehr: www.isabel-buergin.ch