22.08.2018
Studio Clash
«Die Kreativwirtschaft ist kein besonders guter Gastgeber»
KreaB: Jan, wie kam die Idee, eine Agentur mit Geflüchteten aus der Kreativwirtschaft zu gründen?
Jan Knopp: Es ist nun bestimmt drei Jahre her, als ich auf der Heimfahrt mit einem iranischen Taxifahrer ins Gespräch kam, der mir erzählte, dass er früher in Teheran in einer Werbeagentur tätig war. Er war zufrieden, dass er jetzt hier sein und Taxifahren darf, aber ich dachte mir: das ist doch verschenktes Potenzial! Von da an kam ich mit immer mehr Migranten ins Gespräch, die früher in ihrem Heimatland in der Kreativwirtschaft tätig waren.
Woran liegt es, dass sie es in der Schweiz nicht mehr sind?
Nun, die Kreativwirtschaft ist kein besonders guter Gastgeber. Sie ist nicht sehr freundlich darin, Dinge auszuprobieren. Vieles muss bereits von Anfang funktionieren, weil ja alles Geld kostet. Selbst für mich, der aus Hamburg nach Basel kam, war es nicht ganz einfach, hier als Designer Fuss zu fassen. Mit Studio Clash wollen wir dem nun entgegen wirken und den Praxistext wagen.
Was sind die Herausforderungen bei der Umsetzung?
Derzeit sind sie noch ganz praktischer Natur. Viele Asylsuchende, die interessiert sind, kommen aus anderen Kantonen und können mit ihrem Status den Kanton nicht wechseln. Zwei Bewerber kommen sogar aus Deutschland, aus Weil am Rhein und Lörrach. Ihnen ist ein Besuch in die Schweiz nicht erlaubt. Das heisst, wir müssen beweglich sein und unser Studio je nach dem an unterschiedliche Orte verlagern. So entsteht das Projekt erst mit den Menschen, die mitmachen werden.
Welchen kulturellen «Clash» erwartet ihr von dem Projekt?
Das wird sich herausstellen. Es müssen sicher andere Fragen gestellt werden, weil es andere Antworten braucht. Spannend wird es etwa bei der visuellen Sprache, die sich je nach Land unterscheiden kann. Andere Kulturen haben andere Vorstellungen von Schönheit, je nach dem eine andere Schrift und wenden andere Farben an. Uns geht es nicht darum, möglichst viele Migranten in die Kreativwirtschaft zu pressen. Vielmehr wollen wir ein Gefäss schaffen, in dem sich beide begegnen können und eine Zusammenarbeit möglich ist.
Was erhofft ihr euch von dieser Zusammenarbeit?
Der Kontakt mit anderen Herangehensweisen, anderen Denkformen und Sprachen, kann das eigene Schaffen erweitern. Man ruht sich ja gerne aus auf seinen Gewohnheiten und seinem Können. Für die Migranten kann es ein Weg sein zu verstehen, wie wir funktionieren. Und dadurch eine Chance, sich selbst zu positionieren in der hiesigen Kreativwirtschaft. Vielleicht gerade in dem sie sich abgrenzen statt anpassen. Es ist für uns alle ein Experiment, von dem wir noch nicht wissen, wohin es führt.
Jan Knopp ist Designer und gründete zusammen mit Hans-Jörg Walter und David Herrmann das Projekt «Studio Clash». Noch werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht. Hier (https://www.stadtwerkstatt-basel.ch/ausschreibung/) gehts zur Bewerbung.