20.09.2018
Denkt gross!
Zugegeben, wir haben uns die Latte selber hoch gelegt: kreaB will die Lobby der Kreativen sein. Sich mit Politik, Verbänden, Stiftungen und Hochschulen vernetzen. So steht es auf unserer Website. Im Spätsommer haben wir intensiv an diesen Themen gearbeitet und uns die Frage gestellt: Was brauchen Kreativschaffende von der Politik? Und was braucht die Politik von uns?
Im Salon mit der Abteilung Kultur
Am 30. August besuchten Katrin Grögel und Sonja Kuhn, die Leiterinnen der Abteilung Kultur im Präsidialdepartement, den 11. Salon des Créateurs im Hof des Staatsarchivs. Wir hatten sie zu einem offenen Dialog eingeladen, um einander kennenzulernen. Etwa 20 Mitglieder und andere interessierte Personen waren dabei. Katrin Grögel und Sonja Kuhn begegneten uns offen. Sofort entspann sich ein Dialog über Arbeits- und Lebensbedingungen, den freien Markt und subventionierte Kunst, über neue Wege in der (Kultur-)Förderung. Der Abend war so anregend, dass die Luft spürbar flirrte.
Was nehmen wir mit aus diesem Gespräch? Dass die Türen der Abteilung Kultur für uns weit offen stehen. Dass wir mit Katrin Grögel und Sonja Kuhn zwei Verbündete gewonnen haben, die uns ihre Kontakte und ihre Erfahrung zur Verfügung stellen. Dass wir aber vor allem selber aktiv werden müssen. „Denkt gross!“ rief Katrin Grögel uns zu. Für uns heisst das zum Beispiel, uns in die Politik einzubringen, den Kontakt mit Grossrätinnen und Grossräten zu suchen, uns mit konkreten Vorschlägen zu Wort zu melden — auch wenn es nicht direkt um Kultur geht. Sondern etwa um Wirtschafts- oder Finanzpolitik, oder um vermeintlich langweilige, aber eben existenzielle Themen wie die berufliche Vorsorge.
Raus aus den Ateliers, rein in die Politik
Den Schwung des Gesprächs mit Katrin Grögel und Sonja Kuhn nahmen wir gleich mit an die Tour de Création, die passend unter dem Motto „Gesetztes in Bewegung bringen“ am 13. September stattfand. Gastredner war Sebastian Kölliker, SP-Grossrat und als ehemaliger Präsident des Jugendkulturfestivals (JKF) bestens vertraut mit dem Alltag von Kreativschaffenden. Wir stellten ihm die Frage: Was weiss der Grosse Rat von kreaB oder von den Anliegen unserer Mitglieder? Seine Antwort war kurz und bündig: „Nichts.“ Man höre gar nichts von uns, die Kreativwirtschaft sei kaum je ein Thema in den Ratsdebatten. Und klar, selbst wenn der Grosse Rat ein Geschäft an die Regierung überweist, ist das noch lange keine Garantie dafür, dass danach wirklich etwas passiert. Das hat Sebastian Kölliker beim JKF oft genug erlebt. Trotzdem forderte auch er uns auf: «Seid unbequem, seid direkt, meldet euch zu Wort.»
Das klingt gut. Weniger klagen, mehr tun. Nur was genau? Einige Ideen haben wir: kreaB will eine Geschäftsstelle einrichten, um bestimmte administrative und kommunikative Arbeiten zu professionalisieren. Wir prüfen verschiedene Wege, diese Idee umzusetzen. Ein weiteres Thema ist die Unterstützung für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger. In diesem Bereich könnte kreaB eine Lücke füllen.
Sind wir auf dem richtigen Weg? Um das zu erfahren, brauchen wir immer wieder das Gespräch mit euch, unseren Mitgliedern. Also: Schreibt uns, kommt an unsere Salons, besucht die Tour de Création, werbt in eurem Umfeld für kreaB. Nur so können wir das Richtige tun und gemeinsam etwas bewegen.
Janine Kern ist Vorstandsmitglied von kreaB und Mitinhaberin der Kommunikationsagentur wortgewandt