19.09.2018

Google nicht – frage mich!

Digitale Suchmaschinen wie Google sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Dass wir mit jeder gestellten Frage unsere Interessen in Form von Daten einem Riesenkonzern schenken, wissen wir zwar inzwischen, kümmert uns aber erschreckend wenig. Das muss sich ändern, fand Jonas Schwarz aus Basel — und lancierte zusammen mit Fabian Schumacher und Christoph Wirz die App „ask mask“. Die Idee: Deine Frage wird von Menschen statt von Algorithmen beantwortet. Dein Profil ist privat, deine Daten nicht einsehbar für Dritte. Das Prinzip: Als Nutzer kannst du die Themen angeben, in denen du dich auskennst. Stellst du eine Frage, wird sie mit denjenigen Nutzern „gematched", die ausgewiesene Experten auf dem Gebiet sind. Als Profilbild bekommst du eine Maske, als Sinnbild für die anonymisierte Suche.
 
554 Nutzer, 7 Fragen
Jonas sieht die App dabei als Ergänzung, die zu einem reflektierten Umgang mit Suchmaschinen beitragen kann. „Google kann viel. Aber wir sollten uns bewusst sein, dass die Antworten keine reinen Fakten sind. Sondern bezahlte Inhalte.“ Der 36-Jährige ist bereits ein alter Hase in der Schweizer Start-up-Szene. Mit 16 Jahren hat er sein erstes Start-up gegründet, eine analoge Plattform für Musiker. Es folgten etwa ein Schönheitswettbewerb und eine T-Shirt-Firma. Erst mit seiner letzten App „Tagxy“ hat er sich 2012 in den digitalen Bereich hervorgewagt: Eine Augemented Reality App, mit der die Nutzer ihre Umgebung scannen und kommentieren können. Die Anwendung gelangte unter die Finalisten des Jungunternehmerpreises Nordwestschweiz.
 
Ein Schlüsselerlebnis für die Gründung von ask mask war für Jonas ein Konzertbesuch mit seinem Kollegen Fabian. Sie stellten sich die Frage: Wäre es denkbar, dass die anwesenden geschätzten 10 000 Zuschauer über genügend Know-how verfügen, um alle meine Fragen zu beantworten? Damit war ask mask geboren, seit Juli 2017 ist die App für alle iOS-Geräte verfügbar, bald auch für Android. Derzeit sind 554 Nutzer registriert die durchschnittlich sieben Fragen täglich stellen. Noch werden sie von Jonas und seinem Team kontrolliert. In die Chatverläufe haben sie jedoch keine Einsicht. Problematische Schlagwörter stehen auf einer Blacklist und werden gemeldet. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird blockiert. Auch die Telefonnummer müssen Nutzer für die Verifizierung hinterlegen. Es sind Sicherheitsleinen für die Gefahren, die die Anonymität in sich bergen kann.
 
Fähigkeit zum Dialog
Was ask mask dem Giganten Google ebenfalls voraus hat, ist die Fähigkeit zum Dialog. Wen eine Antwort nicht befriedigt, kann nachfragen. Bisher gingen über 80 000 Nachrichten hin und her. Damit sich das Projekt irgendwann finanziell lohnt, wollen die Gründer auch Unternehmen an Bord holen. Diese werden transparent als solche ausgewiesen, müssen für ein verifiziertes Profil bezahlen, sowie für die Fragen, die sie beantworten wollen. „Die meisten Fragen drehen sich bisher um Empfehlungen“, sagt Jonas, etwa über den besten Brunch oder die beste Bar einer Stadt. Er hofft, dass sich die Zahl der Nutzerinnen bald verdoppelt wird. Und irgendwann vielleicht jene der Konzertbesucher erreicht, die ihn für die Umsetzung inspirierte. Neugierig? Also Google nicht – frage mask! Und komm mit Menschen in Kontakt.