20.12.2018

Über Geld spricht man – besser früh als spät

Viele Kreativschaffende dürften folgende Situation kennen: Du hast eine tolle Projektidee, viel Inspiration und Energie, willst am liebsten gleich loslegen. Und dann, vermutlich steckst du bereits mitten im Prozess, taucht die Frage auf, die gerne lange verdrängt wird: Wie finanziere ich das? Gerade in der Kreativwirtschaft sind monetäre Interessen bei der Entwicklung von Projektideen meist sekundär – und daran ist grundsätzlich auch nichts auszusetzen. Schliesslich geht es um die Entfaltung von kreativem Potential, darum, etwas Neues zu erschaffen. Und doch lohnt sich eine frühzeitige Beschäftigung mit der Projektfinanzierung. Denn zwischen Vision und Finanzierung steckt eine intensive Auseinandersetzung, Recherche, das Erstellen von Unterlagen und eine zeitaufwändige Akquise. Alles in allem: ein ganzes Stück Arbeit, die auf den ersten Blick abschreckend wirken kann. Die Erarbeitung einer durchdachten Finanzierungsstrategie lohnt sich aber nicht nur monetär. Wie diese aussieht, hängt stark vom Projekt und den zeitlichen und personellen Ressourcen ab. Trotzdem gibt es ein paar Kriterien, die es in jedem Fall zu beachten lohnt:

Um eine zum Projekt passende Finanzierungsstrategie erarbeiten zu können, muss als erstes ein Konzept her. Dafür braucht es eine klar definierte Vision. Sie weist den Weg, um das Ziel zu erreichen. Es empfiehlt sich also, sich bereits im Vorfeld eingehend darüber Gedanken zu machen, warum es das Projekt unbedingt braucht, was es einzigartig macht und für wen daraus einen Mehrwert entsteht. Oder anders formuliert: Definiere deine potenzielle Zielgruppe! Damit hast du eine gute Basis, um zu evaluieren, wer als potentieller Geldgeber in Frage kommen könnte.

Die Zeit kann über den Erfolg entscheiden

Besonders für gemeinnützige Projekte lohnt sich ein Blick in die verschiedenen Stiftungsverzeichnisse. Für Vorhaben mit grosser medialer Aufmerksamkeit oder publikumswirksamem Programm könnte die Akquise von Sponsoringgeldern eine Möglichkeit sein. Originell verpackt und sorgfältig entwickelt sind auch Crowdfundingprojekte erfolgsversprechend, vor allem dann, wenn mit einer Idee möglichst viele Partikularinteressen befriedigt werden können. Vielleicht ist sogar eine Mischrechnung sinnvoll. Die Ansprüche von Stiftungen an ein Förderprojekt unterscheiden sich oft grundsätzlich von den Interessen der Sponsoren, weshalb auch unterschiedliche Kriterien für den finalen Stiftungs- oder Unternehmensentscheid relevant sind. Eine Crowdfunding-Plattform testet man am besten im Voraus im eigenen Umfeld. Unterschätze dabei nicht den Faktor Zeit! Viele Stiftungen geben für Projekteingaben meist Fristen vor und auch Sponsoren müssen ihre Budgets frühzeitig planen.

Das Gute an dem leidigen Thema: Die einzelnen Arbeitsschritte sind auch unabhängig von der Finanzierung gewinnbringend und haben mir schon einige Male dabei geholfen, eine Projektidee nochmals ganzheitlich zu überdenken und weiterzuentwickeln. Sie geben dem Projekt Struktur und machen es besser planbar. Allgemein gilt: Wer sich frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzt und genügend Zeit einplant, ist auf dem richtigen Weg. Auch Absagen gehören dazu – dafür gewinnt man mit jedem Versuch einen wertvollen Kontakt dazu.

Andrea Schorro ist Expertin für Live-Kommunikation und Sponsoring.
Bei Fragen oder Anregungen, schreib Andrea: schorro.andrea@gmail.com