25.04.2018

Raus aus der Blase und rein ins Getümmel

Keine Frage, der Umbau des Stadtcasinos bedeutete eine grosse Veränderung für das Sinfonieorchester Basel. Vor allem für das zwölfköpfige Team, das hinter den Kulissen mit Planung, Administration und Marketing beschäftigt ist. Aber: «Uns allen war klar, dass das auch eine grosse Chance für was Neues ist», sagt Simone Staehelin, die unter anderem für das Marketing zuständig ist. Das Motto, das sich das Sinfonieorchester für die Zeit des Umbaus ab der Saison 2016/17 bis 2019/20 auf die Fahne schrieb, lautet «Wir sind unterwegs. Wir bespielen die ganze Stadt».

Rausgehen, das bedeutet, die Komfortzone zu verlassen. «Es war und ist schon ziemlich anstrengend» sagt Staehelin. Die Belohnung seien viele neue Denkanstösse und Ideen. Aus ihnen sind so unterschiedliche Produktionen wie «BRUCKNER+» im Münster oder die Picknickkonzerte im Innenhof des Museums der Kulturen entstanden. Überhaupt tritt das Sinfonieorchester nicht nur an verschiedenen Orten auf, sondern baute zudem das Programm aus. So gibt es viel mehr Kammermusikkonzerte im intimen Rahmen, aber auch grosse Blockbuster der Klassischen Musik, die ideal zum Musical-Theater passen.

Abonnentenzahlen sind stabil
Wer sich von den neuen Formaten besonders angezogen fühlte, habe sie teilweise überrascht, gesteht Staehelin. So habe man mit den Picknickkonzerten vor allem Jugendliche ansprechen wollen. Stattdessen sind sie zu einem beliebten Familienevent geworden. Anders bei den Cocktail-Konzerten im «Salle Belle Epoque» im Dreikönig. Da habe sich eingependelt, dass ein älteres Publikum die erste Vorstellung um 18 Uhr besucht, während es vor allem Geschäftsleute und Expats an die spätere Vorstellung zieht.

Der Aufwand, der mit den ungewöhnlichen Orten verbunden ist, habe sich gelohnt. «Die Abonnenten haben mitgemacht, dafür sind wir dankbar», so Staehelin. Die Bilanz nach der Halbzeit im Provisorium fällt positiv aus: Die Abozahlen sind stabil geblieben. Zudem konnte mit den Kammermusikformaten ein neues Publikum angesprochen werden. Sicherlich half dabei, dass einige von ihnen eintrittsfrei sind. «Wir hoffen, dass die Besucher auf den Geschmack kommen und künftig auch mal eines unserer Sinfoniekonzerte besuchen».

Erstaunlicherweise ist der Austausch mit den anderen Orchestern der Stadt auch während des Provisoriums eher gering. Zu sehr würden sie sich voneinander in ihrer Ausrichtung unterscheiden, erklärt Staehelin. Umso wichtiger für die neuen Produktionen sei das regionale Netzwerk mit Partnern wie Museen und Gastronomiebetrieben. Wie viel von dieser Zusammenarbeit für die Zeit nach dem Umbau erhalten bleibt, sei noch ungewiss, meint Staehelin. Denn: «Für uns ist es essentiell, im Neubau des Stadtcasinos präsent zu sein». Spurlos wir die turbulente Zeit jedoch nicht an ihnen vorübergehen – im positiven Sinne.