05.06.2019
Das Design des guten Geschmacks
Was hat ein Teppich mit einem leckeren Dessert zu tun? Im Normalfall eher nichts. Doch wer Nina Gautier kennenlernt, wird eines Besseren belehrt. Die freischaffende Designerin will mit ihren Arbeiten zeigen, wie alles zusammenhängt. Im Mittelpunkt stehen dabei immer die Pflanzen. Zum Beispiel die Brennnessel, der sie ihre Bachelorarbeit an der renommierten Design Academy in Holland gewidmet hat. „Der erste Schritt ist, die Pflanze genau zu studieren“, erklärt Nina. Was hat sie für Eigenschaften, aus welchen Teilen besteht sie, wie ist sie aufgebaut? Unter dem Namen „Urtica_Lab“ entstand daraus eine Produktlinie mit Nahrungsmitteln, Papier, Medizin und Textil, darunter ein selbst gewobener Teppich aus Brennnesselfasern. Das Projekt schlug ein und wanderte durch die Welt, etwa an die Designmesse in Brasilien, die Möbelmesse in Mailand oder die Weltausstellung in Paris.
«Im Klostergarten war früher alles miteinander verwoben»
Mit ihrem neuesten Projekt hat sie die Produktlinie um eine Komponente ergänzt: die Kulinarik. Die aktuelle Reihe „KlosterFarbenDinner“ lädt viermal im Jahr ins Kloster Dornach zu einem fünf-Gang Dinner ein, das sich um eine speziell ausgewählte Pflanze dreht. Bei der ersten Ausgabe im Frühjahr war es die Brennnessel, die Nina bereits bestens kannte. Vom frischen Extrakt bis hin zum Brennnesselsamenkrokant bekamen die Gäste Köstlichkeiten serviert. Weiter geht es mit der Wilden Möhre im Sommer und der echten Walnuss im Herbst. Dabei landet die Vielfalt der Pflanze nicht nur auf dem Teller, sondern wird auch künstlerisch inszeniert; das gesamte Tischsetting ist geprägt von der färbenden Qualität der Pflanze.
Anfang einer grösseren Vision
Das Kloster ist als Veranstaltungsort nicht zufällig gewählt. „Im Klostergarten war früher alles miteinander verwoben“, so Nina. Die Pflanzen wurden als Heil- und Nahrungsmittel verwendet, als Kosmetik– und Textilprodukt. In der heutigen Welt, in der jeder dieser Bereiche hochspezialisiert ist, gehe dieses Potenzial vergessen. Die Jahreszeitendinners sieht sie als einen Weg, dieses Wissen für die Menschen wieder erlebbar zu machen. Parallel dazu hat sie derzeit die Möglichkeit, als Gast im Schwarzpark ein kleines Grundstück als Färbergarten zu nutzen. Seit wenigen Wochen kultiviert sie dort Pflanzen, die für das Färben von Textilien verwendet werden. Dahinter steht eine grössere Vision: „Ich träume von einem Ort, an dem alles zusammenkommt: die Wildpflanzenküche, die Kräuterwerkstatt, der Färbergarten.“ Die Weichen dafür hat Nina jedenfalls gestellt.
ninagautier.com