10.11.2020

Grossrät*innen für die Kreativwirtschaft

Stefan Wittlin, SP, Architekt. Im GR seit 2017
Was konntest du in der Vergangenheit als GR für die Architektenschaft in Basel tun? Wo willst du dich künftig stärker einsetzen?
Wir führten eine jahrelange Debatte über die Rolle der Stadtbildkommission. Ich habe mich sehr aktiv dagegen gewehrt, dass ihr die Entscheidungskompetenz abhandenkommt. Die Verordnung wurde nun zwar in diese Richtung angepasst, aber immerhin konnten wir verhindern, dass diese Abwertung im Bau- und Planungsgesetz festgeschrieben wird. Wie in der vergangenen Periode werde ich mich auch künftig für gute Rahmenbedingungen für eine hochwertige Baukultur einsetzen.

Welche Rahmenbedingungen braucht es für Nachwuchsarchitektinnen?
Der Grosse Rat ist nicht nur gesetzgebendes Gremium, sondern entscheidet auch über kantonseigene Bauprojekte. Gerade wir Mitglieder der Bau- und Raumplanungskommission können dazu beitragen, dass bei Varianzverfahren mehr junge Architekturschaffende zum Zug kommen. Ich denke dabei insbesondere an kleinere Bauvorhaben, die auch ohne ausgedehnte Bürostruktur zu stemmen sind.*

Sasha Mazzotti, SP, Kindergärtnerin und Theaterschaffende. Im GR seit 2017
Wie willst du dich als Grossrätin künftig für Kulturschaffende einsetzen?
Als freiberufliche Theaterschaffende sehe ich meine Aufgabe auch darin, die Lobby und das Verständnis für die freie Kulturszene zu stärken und gemeinsam mit anderen Kulturschaffenden Ideen zu entwickeln. Beispielsweise neue Theaterstrukturen oder für eine Stärkung und Institutionalisierung der Kulturpädagogik zu kämpfen. Im Präsidialdepartement gibt es nun einen Wechsel. Ich sehe mit dieser Veränderung Chancen, dass wir mit unseren Anliegen nicht nur Gehör finden, sondern auch etwas Konkretes bewirken können. Ich habe auch vermehrt vor, das politische Tool der Vorstösse zu nutzen. Längst fällig ist beispielsweise die Klärung der Schnittstelle und der Zusammenarbeit des Präsidialdepartements und des Erziehungsdepartements bezüglich "Kultur an den Schulen“.

Die Coronakrise ist eine grosse Herausforderung für die gesamte Kulturbranche. Welche Massnahmen braucht es für Kulturschaffende?
Die Coronakrise zeigt das grobmaschige soziale Sicherheitsnetz der Kulturschaffenden auf. Wer zu den branchenüblichen Bedingungen von Projekt zu Projekt lebt, kann wenig auf die hohe Kante legen. Da die Krise kein absehbares Ende hat, ist auch das dünne Polster bald aufgebraucht und viele können nicht kurzfristig umsatteln. Es schreit fast danach, dass wir die Idee des Grundeinkommens wieder diskutieren, und dass wir national handeln und nicht nur auf Kantonsebene. Unsere Kultur muss als Treibhaus für unsere gesellschaftlichen Entwicklungen erhalten bleiben. Obwohl, und das meine ich nicht als Trost, es ein Vorteil ist, dass Kulturschaffende so kreativ, innovativ und flexibel sind. Es ist nun an der Politik, in Zusammenarbeit mit den Verbänden und der Verwaltung zu sorgen, dass sie auch in Zukunft von ihrer Arbeit leben können.

Laurin Hoppler, GB, Student Soziokulturelle Animation, im GR ab 2021
Du bist mit 19 Jahren aktuell der jüngste Grossrat. Was braucht die Basler Jugend?
Meiner Meinung nach braucht die Basler Jugend mehr Freiraum! Orte, an denen man seine eigenen Projekte realisieren oder eine Party feiern kann. Es ist dringend nötig, dass die Jugendkultur mehr gestärkt wird - darum setze ich mich unter anderem für die Trinkgeld-Initiative in Basel ein. Auch die Senkung des Stimm- und Wahlrechts auf 16 Jahre liegt mir sehr am Herzen. Da wir uns immer mehr auf eine Gerontokratie zubewegen, ist diese längst überfällig.

Wie steht es um die Jugendkultur in Basel?
Es gibt einige Förderfonds, bei denen man Geld beantragen kann. Doch es ist noch immer zu wenig. Die Hochkultur hingegen wird stark finanziert. Aber: "Ohne Jugendkultur keine Hochkultur!" Viele junge Künstler*innen müssen sich mit schlechten Gagen zufriedengeben. Zudem erreichen die vielen Angebote, welche auch genutzt werden, längst nicht alle Gesellschaftsschichten. Dem sollte entgegen gewirkt werden!