18.03.2018

Die Bildforscherin

Hinter jedem Plakat stecken unzählige Entwürfe, die ein Gestalter entwickelt und dann doch wieder verworfen hat. Wieso er sich für oder gegen eine bestimmte Darstellung entschied, kann er meist selbst nicht so genau sagen. Oft sind es intuitive Entscheidungen, basierend auf Erfahrungswerten, die zu einem Endprodukt führen. Paloma López will verstehen, was hinter diesen intuitiven Entscheidungen steht. «Ich mache eigentlich einen Schritt zurück und frage mich, wie Bildsprache funktioniert», sagt die promovierte Gestalterin und Koordinatorin des Masters Visuelle Kommunikation und Bildforschung an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW.

Die Macht der Bilder
Für ihre praxisorientierte Bildforschung fokussiert sich López jedoch auf Diagramme und nicht Plakate. Denn diese seien bereits zu komplex, um die präzisen Ursachen für eine Wirkung bestimmen zu können. Ein spannendes Untersuchungsobjekt stellen zum Beispiel Baumdiagramme dar, egal, ob sie die Geschichte der Sprachen, die Evolution oder einen anderen Prozess visualisieren.

«Bereits kleine Änderungen machen etwas mit dem Betrachter und lösen unterschiedliche Vorstellungen aus», weiss López. In ihren Entwurfsserien erprobt und untersucht sie unterschiedliche Darstellungsmöglichkeiten. «Die Wirkung ist eine komplett andere, wenn dieselben Informationen als Baum oder als Kreis strukturiert werden», sagt die Forscherin und selbständige Gestalterin. Selbst die Art der Linien, ob gerade oder gekrümmt, verändere die Assoziationen des Diagramms.

Unkonventionelles Denken fördern
Baum-, Balken- und Kuchendiagramme sind heute die üblichen Darstellungsmittel. In vielen Fällen sei das sicher auch berechtigt, sagt López. Aber: Sobald sich ein System etabliert hat, sei es starr. «Als Gestalterinnen und Gestalter sollten wir die Konventionen immer wieder hinterfragen», findet López. Das versucht sie auch ihren Studierenden mitzugeben. Denn ein differenzierter und reflektierter Umgang mit Bildern sei wichtig, um verantwortungsvoll zu kommunizieren.